Jobsuche bleibt für Ü50 schwierig – trotz Fachkräftemangel

Führungskraft Ü50 im Vorstellungsgespräch

“Ich bin Ü 50 und eine gesuchte Fachkraft – warum finde ich keinen Job?” betitelte SPIEGEL ONLINE die Kolumne von Matthias Martens im März 2023. Über 100 Bewerbungen und nur zwei Vorstellungsgespräche. Liegt das am Alter?

Jobsuche für Ü50 – das Alter allein ist nicht entscheidend

Wer trotz Fachkräftemangels Schwierigkeiten bei der Suche nach einer neuen Führungsposition hat sollte dies nicht allein auf das Alter schieben. Ü50 ist kein Killer-Kriterium. Ein wichtiger Grund für die paradoxe Situation kann die fehlende Passung sein. Vor allem in den Bereichen Sozialarbeit, Erziehung, Pflege, Gastronomie sowie im Handwerk und bei IT-Experten können freie Stellen nicht schnell genug besetzt werden. Manche Betriebe müssen bereits Aufträge ablehnen oder Geschäftszeiten einschränken, weil sie nicht das richtige Personal finden.

Die Digitalisierung verändert die Arbeitsplätze dramatisch

Öffentlich weniger beachtet ist die gegenläufige Entwicklung. Die Digitalisierung hat vor allem administrative und dispositive Tätigkeiten überflüssig gemacht. Bestellungen, Buchungen, Zahlungsabwicklungen und einfache Auskünfte werden heute von jedermann ganz selbstverständlich online durchgeführt. Chatbots und Self-Service-Applikationen ersetzen Arbeitsplätze und ganze Abteilungen werden aufgelöst. Und damit entfallen auch entsprechende Führungsaufgaben.

Laut einer Studie der BertelsmannStiftung (Strukturwandel im Arbeitsmarkt, 2022) wird sich diese Entwicklung in den nächsten Jahren weiter fortsetzen. Allgemeine Büroarbeiten, Sekretariate, Verkaufstätigkeiten im Groß- und Einzelhandel aber auch technische Berufe in der Auto- und Metallindustrie sind davon zunehmend betroffen. Sofern Sie sehr lange mit einer bestimmten Methode oder Technologie gearbeitet haben, die heute als veraltet gilt und nicht mehr gefragt ist, stehen Sie vor einem Problem. Wenn Sie bereits Ü50 sind, stellt sich jetzt die Frage, welche Entwicklung für Sie persönlich zutrifft und was Sie tun können.

Was können Sie gut und was wollen Sie zukünftig tun?

In einem ersten Schritt müssen Sie sich darüber klar werden, was Sie eigentlich wollen – und zwar bevor Sie sich irgendwo bewerben. Gerade älteren Beschäftigten fällt es schwer, sich von der langjährigen Tätigkeit zu lösen und sinnvolle Alternativen zu identifizieren.

Die Leitfragen sind: woran habe ich Interesse und was kann ich richtig gut? Bei qualifizierten Fach- und Führungskräften werden fast immer sehr spezielle Kenntnisse gefordert. Schließlich erwartet man von ihnen, dass sie besonders anspruchsvolle Aufgabenstellungen erfolgreich bewältigen, für die jüngeren Bewerbern die spezifische Erfahrung fehlt. Das setzt einem Wechsel des eigenen Tätigkeitsbereiches enge Grenzen.

Quereinsteiger haben es bei der Jobsuche mit Ü50 schwer

Je höher Sie in der Unternehmenshierarchie stehen, desto weniger Zeit wird man Ihnen bei einem Unternehmenswechsel einräumen, um sich einzuarbeiten. Für das einstellende Unternehmen steht bei der Besetzung exponierter Fach- und Führungspositionen viel auf dem Spiel. Einen Fehlgriff können sich die Verantwortlichen nicht leisten. Deshalb setzt man auf die (scheinbar) sichere Variante und holt einen Insider und keinen Quereinsteiger. Ob dies langfristig sinnvoll ist, mag man infrage stellen, weil gerade durch fachfremde Kandidaten aus anderen Branchen neue Impulse ins Unternehmen kämen. Als Bewerber sollte Sie dieses Phänomen jedoch unbedingt kennen und sich entsprechend positionieren.

Entwickeln Sie eine Story, die verfängt

Im zweiten Schritt geht es darum, eine Story zu erzählen, die verfängt. Es reicht nicht aus, sich als Generalist mit allen Kenntnissen zu präsentieren und die Auswahl dem Leser zu überlassen. Kaum ein Recruiter nimmt sich bei der Vorauswahl die Zeit, Ihre gesamte Bewerbung durchzulesen.

Die Entscheider müssen sofort erkennen, warum es sich lohnt, mit Ihnen ein Gespräch zu führen. Versetzen Sie sich deshalb vor jeder Bewerbung in die Situation Ihrer Adressaten: Vor welchen Herausforderungen steht das Unternehmen? Dann erklären Sie, warum Sie in der Lage sind, die anstehenden Aufgaben zu lösen. Entscheiden Sie, ob Ihre Erfahrung im Einkauf relevant ist oder Ihre Kenntnisse in der Auftragsbearbeitung. Nur selten werden alle Erfahrungen im neuen Unternehmen gleich wichtig sein. Fokussieren Sie auf die relevanten Punkte. Sie müssen anschaulich belegen, wie Sie beispielsweise ähnlichen Projekte gelöst haben und wie Ihre Auslandserfahrungen, Sprachkenntnisse oder Branchenkontakte für Ihre Adressaten wertvoll sein könnten. Nur wer als Ü50 Manager einen konkreten Mehrwert bietet, wird sich am Ende des Auswahlprozesses gegen jüngere Mitbewerber durchsetzen.

Veröffentlichung März 2023
Foto: Adobe Stock / Fotolia

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